Für „Blattlaus“-Betreiberin Beate Kühnau war Corona ein harter Schlag, aber sie schaffte es, den Betrieb zu retten und das Team zusammenzuhalten.
Die „Blattlaus Café Bar“ war definitiv ihre Lebensaufgabe, sagt Beate Kühnau – zumindest, bis die Corona-Pandemie alles veränderte. Im jungen Alter von 23 Jahren hat sie die Gaststätte 1989 als Geschäftsführerin übernommen, wirkte zunächst auch im Service mit, bevor sie nach und nach alles ihren Vorstellungen anpasste. Der Erfolg gab ihr Recht: War die 1982 eröffnete, in unmittelbarer Nähe zum Deich gelegene „Blattlaus“ schon vorher eine feste Größe in der Seestadt und vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt, so konnte sie diesen guten Ruf in der Folgezeit noch weiter ausbauen.
Das lag nicht zuletzt an einigen Maßnahmen, die Beate Kühnau über die Jahre umsetzte. So wurde aus einem früheren Übungsraum für Bands, der sich innerhalb des Gebäudes befand, ein zusätzlicher Partyraum (das „Tusculum“), den man für private Feierlichkeiten mieten konnte. Außerdem achtete sie auch beim Interieur immer auf beste Qualität und ein passendes „Miteinander“. Die Gäste der „Blattlaus“, in der man den ganzen Tag über speisen, aber auch sein abendliches Bierchen trinken kann, sollen es stets so gut wie möglich haben, sagt Kühnau.
Vor vier Jahren folgte dann der nächste, große Schritt: Hatte Kühnau die „Blattlaus“, die sich innerhalb des alten Tivoli-Komplexes befindet, zunächst nur gepachtet, bekam sie nun bei der Versteigerung des Hauses den Zuschlag. Mit dem Kauf des „Tivoli“ ging die Ambition einher, aus dem Gebäude ein großes Kulturzentrum zu machen – ein Vorhaben, das wegen Corona erst einmal auf Eis gelegt werden musste.
Substanz hat gelitten
Corona war ein harter Schlag für Kühnau. „Es hat schon sehr wehgetan, fremdbestimmt zu sein und um das Geld betteln zu müssen“, sagt sie. „Ich hänge so sehr am Laden, am Team – das sind so tolle Leute, die mir auch die Treue halten.“ Entsprechend hat sie im Verlauf der vergangenen zwei Jahre alles versucht, das Beste aus der Situation zu machen – und den Betrieb am Laufen zu halten. Was sie mit Stolz erfüllt: Keiner ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter musste gehen, es ging auch niemand freiwillig.
Wie ist es jetzt um die Substanz bestellt? „Es geht, so mittel“, sagt Kühnau: „Es ist doch einiges verbraucht worden. Einige Hilfen kamen leider auch nicht zeitnah. Die Novemberhilfe kam Ende Januar – ich habe Schulden machen müssen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können.“ Die 2G-Regelung habe dazu geführt, dass einige Gäste ausgeblieben seien. Immer, wenn sie öffnen durfte, kamen aber auch Gäste – immerhin.
Und wenn sie doch einmal Frust schob? „Dann hat mir mein Sport geholfen, das ist ein guter Ausgleich – ich spiele regelmäßig Tennis, das ging zum Glück meistens auch in der Pandemie.“ Ihren Kampfgeist hat die 55-Jährige ohnehin nie verloren: Für den Mai ist eine große 40-Jahr-Feier der „Blattlaus“ geplant – und auch für die Zeit danach ist sie optimistisch. „Ich musste schon so viel kämpfen, diesen Kampf gewinne ich jetzt auch noch.“