Die Hüterin der schönen Klänge

Margret Löbner baut seit 35 Jahren Blockflöten für Kunden aus aller Welt. In der Freizeit hütet sie gerne Schafe.

Margret Löbner, 58 Jahre alt
Blockflötenzentrum Bremen
Inhaberin
3 Mitarbeiterinnen

Von Bülstedt nach Badenstedt sind es rund zwölf Kilometer. Margret Löbner geht diesen Weg gerne. Zu Fuß über Wiesen und Feldwege, zusammen mit etwa 50 Schafen und Lämmern. Mehrmals im Jahr begleitet sie einen Schafzüchter, wenn er seine Herde auf eine andere Weide bringt. „Ich mag Schafe, ihr Blöken hat etwas Beruhigendes“, sagt Margret Löbner. Wenn der Züchter mal eine Woche nicht da ist, dann passt sie auf die Herde auf. Sie kann inzwischen melken und scheren.

Margret Löbner ist eine Frau, die mit offenen Ohren durchs Leben geht. Sie ist in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen und hat die Schule nach der 10. Klasse abgebrochen. Ihr Interesse galt vielmehr der Musik und den Instrumenten. Nach langer Suche machte sie eine Ausbildung zur Holzblasinstrumentenmacherin bei der Firma Rössler in Schleswig-Holstein. Anschließend arbeitete sie ein halbes Jahr bei einem Blockflötenbauer in Montreal, Kanada.

Als Kind nahm sie bereits an deutsch-französischen Orchesterfreizeiten teil, in Montreal hörte und sprach sie noch einmal viel französisch. „Sprache ist für mich wie Musik“, sagt die 58-Jährige. „Man darf mich auch ruhig verbessern, ich möchte immer weiter lernen.“ Zurück in Deutschland zog sie nach Bremen, weil ihr Freund dort lebte. „Ich war 22 Jahre alt und arbeitslos. Aber abends beim Abwaschen kam die Idee, mich selbstständig zu machen.“ Knapp ein Jahr später gründete sie ihr Fachgeschäft für Reparatur, Neubau und Verkauf von Blockflöten. Dafür nahm sie mutig einen Kredit auf, kaufte Werkzeuge und drei Tonnen Holz. Seit nunmehr 35 Jahren baut sie Blockflöten für Kunden aus aller Welt in ihrem Geschäft in der ehemaligen Borgward-Villa am Osterdeich. „Ein schönes Umfeld, um selbst etwas Schönes zu schaffen“, sagt sie.

Mit den Schafen kam vor etwa sieben Jahren eine weitere schöne Leidenschaft dazu, als die Kinder erwachsen waren und das Haus leiser wurde. Heute hat Margret Löbner in Bülstedt einen Bauwagen, in dem sie wohnt, wenn sie die Schafe hütet. „Ich finde es so schön, in der Natur und bei den Schafen zu sein.“ Andere Klänge, schönes Glück.