BWL-Studium parallel zur Festanstellung

Die Hochschule Bremerhaven startet im Herbst den Studiengang „Betriebswirtschaftslehre (praxisintegriert dual). Unternehmen können ihren Nachwuchskräften damit das Studium ermöglichen, ohne sie als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verlieren.

Die Entscheidung fällt oft nicht leicht: Einerseits besteht der Wunsch, doch noch zu studieren, andererseits fühlt man sich wohl im Job und weiß auch das regelmäßige Gehalt zu schätzen. Die Hochschule Bremerhaven ermöglicht es, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen: Das Format der „praxisintegrierten dualen“ Studiengänge bietet ein sechssemestriges Studium bei gleichzeitiger Festanstellung im Unternehmen. Nachdem sich das Konzept bereits im Bereich Lebensmitteltechnologie/Lebensmittelwirtschaft bewährt hat, geht es im Herbst 2022 auch in der Betriebswirtschaftslehre (BWL) an den Start.

Die Anregung, das Format für einen BWL-Studiengang zu übernehmen, kam nach Angaben der Studiengangsleiterin Prof. Birte Kemmerling unter anderem von Unternehmen im Fischereihafen. Sie hatten die Vorteile bereits im Studiengang Lebensmitteltechnologie/Lebensmittelwirtschaft kennengelernt und nutzen die Angebote, um Fachkräfte frühzeitig an sich zu binden.

Viele Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolger unter den Studierenden

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Studiengänge rekrutieren sich besonders oft aus zwei konkreten Personenkreisen:

  • Angestellte, die bereits eine Ausbildung im Unternehmen gemacht haben und noch ein Studium absolvieren möchten
  • Unternehmensnachfolger – meistens die Kinder der Inhaberinnen und Inhaber

Die Generation der Nachfolger, die sich auf die Übernahme des elterlichen Unternehmens vorbereiten, sei in Bremerhaven stark vertreten, berichtet Kemmerling.

Darüber hinaus gibt es auch Studieninteressierte, die das Modell direkt nach der Schule nutzen möchten. „Tatsächlich wollen auch einige Abiturienten gleich die Festanstellung im Unternehmen und dennoch studieren“, so Kemmerling. „Für die Unternehmen ist das toll, weil sie Fach- und Führungskräfte mit ausbilden und langfristig binden können.“

Umfassende Vorbereitung auf die Digitalisierung

Ähnlich wie bei den meisten herkömmlichen dualen Studiengängen liegt der Schwerpunkt zunächst in der Hochschule, ehe das Gelernte anschließend in längeren Praxisphasen im Unternehmen umgesetzt wird. So findet das vierte Semester komplett am Arbeitsplatz statt, während das fünfte und sechste Semester jeweils ungefähr zur Hälfte im Unternehmen absolviert werden. Diese beiden Halbjahre vermitteln zusätzlich zum BWL-Grundwissen auch umfassende Einblicke zum Einfluss der Digitalisierung auf Themen wie Marketing, Geschäftsmodelle, Produktion und Transportlogistik.

Für das Angebot zahlen Unternehmen pro Semester 1.500 Euro pro Studentin oder Student an die Hochschule. Gleichzeitig erhalten sie die Möglichkeit, die Inhalte mitzugestalten, beispielsweise über den Beirat mit Vertretern der Unternehmen und der Hochschule. Langfristig sollen rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Jahrgang gewonnen werden, aber zum Start rechnet Kemmerling mit einer kleineren Gruppe.

Das erste Semester startet Anfang Oktober 2022. „Es bietet sich allerdings an, dass die dualen Studierenden schon vor dem Start des ersten Semesters einige Wochen im Unternehmen waren, um die Strukturen und Ansprechpartner kennen zu lernen“, sagt Kemmerling. „Die Entscheidung, wann die dualen Studierenden im Unternehmen anfangen, liegt jedoch bei den Unternehmen. Wenn diese erst kurz vor dem Start des Semesters im Oktober duale Studierende für das Programm gewinnen, ist das für uns kein Problem. Wir können dual Studierende bis zum Start des Wintersemesters aufnehmen – also haben Unternehmen auch jetzt noch genug Zeit, alles für einen Start im Herbst 2022 in die Wege zu leiten.“

Weitere Informationen