Nach der Explosion im Hafen von Beirut: Bremer Unternehmen Combi Lift entsorgt Chemikalien.
Seit Anfang März 2021 ist alles sicher verpackt und bereit für den Transport nach Deutschland: tonnenweise Chemikalien, die zum Teil mehr als 20 Jahre ungesichert im Hafen von Beirut lagerten. Dort, wo nach Schweißarbeiten am 4. August 2020 rund 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat explodierten. Fast 200 Menschen starben, mehr als 6.500 wurden verletzt, der Hafen und Teile der libanesischen Hauptstadt wurden komplett zerstört. Bei den Aufräumarbeiten wurden 58 marode Schiffscontainer entdeckt, die teilweise von den darin gelagerten Säuren zerfressen waren. Der Port of Beirut hat das Bremer Unternehmen Combi Lift mit der Entsorgung von Containern und Chemikalien beauftragt.
Combi Lift: Schwerlasttransporte auf See
Combi Lift gehört zur Harren & Partner Gruppe mit Sitz im Büropark Oberneuland. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet und hat sich auf komplexe Projektlösungen für den weltweiten Schwerlasttransport auf See spezialisiert. So ist Combi Lift unter anderem an der Bergung der „Golden Ray“ vor der Küste Georgias beteiligt. Der 200 Meter lange Autotransporter mit 4.200 Fahrzeugen an Bord war im September 2019 gekentert und wird nun auf See abgewrackt. Dazu wird das Schiff in Teile zerschnitten, die einzelnen Sektionen werden von einem riesigen Katamaran aus dem Wasser gehoben.
Combi Lift ist auch an Entwicklung und Bau des deutschen Spaceports in der Nordsee beteiligt. 2023 soll die erste Trägerrakete von der schwimmenden Plattform ins Weltall fliegen. Beim Bau einer der weltweit größten Gasaufbereitungsanlagen in Russland ist Combi Lift der exklusive Projektpartner der Linde Gruppe für Schwertransporte.
Zusammenarbeit mit Partnern aus Norddeutschland
Für die Entsorgung der Container in Beirut hat sich Combi Lift als Auftragnehmer die passenden Projektpartner hinzu geholt: Gemeinsam mit der Firma Höppner aus Winsen bei Hamburg hat Combi Lift die Chemikalien im Hafen von Beirut geprüft, klassifiziert, geborgen und neu verpackt.
„Wir mussten zunächst ein komplettes Labor aufbauen, um die unbekannten Stoffe analysieren zu können. Was wir in Beirut gefunden haben, hatte das gleiche Gefahrenpotenzial wie die Explosion im August“, sagt Heiko Felderhoff, Geschäftsführer von Combi Lift.
Schutzanzüge, Gasmasken, Behälter und Ab- und Umfüllstationen mussten nach Beirut gebracht, die Mitarbeiter im Umgang mit dem brisanten Material geschult werden. „Die Behälter sind schon beim Hochheben auseinander gefallen, teilweise hatten sich die Stoffe schon vermischt und wieder völlig neue Substanzen erzeugt“, sagt Höppner-Geschäftsführer Michael Wentler.
Sobald alle erforderlichen Dokumente vorliegen, geht es per Schiff nach Wilhelmshaven, wo die Nehlsen AG die fachgerechte Entsorgung vorbereitet. Insgesamt werden 700 Eimer mit Natriumhydroxid, 350 Fässer mit Methylbromid und 380 Behälter mit Schwefelsäure, Salzsäure und Aceton in Wilhelmshaven ankommen, zusammen mit 30 beschädigten Containern, die ebenfalls entsorgt werden.
Für Combi Lift ist die Arbeit in Beirut damit noch lange nicht abgeschlossen: Im Hafen liegen noch fünf zerstörte Schiffe, die von dem Bremer Unternehmer geborgen werden sollen.