Der Förderkreis des HWWI – Niederlassung Bremen e.V. – lud am 21. Januar 2025 zum Neujahrsempfang in der Handelskammer Bremen ein.
Die soziale Marktwirtschaft ist seit 75 Jahren eine zentrale Säule der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung der Bundesrepublik Deutschland. Die Grundidee, Freiheit und Eigenverantwortung mit sozialem Ausgleich zu verbinden, ist über alle politischen Lager hinweg akzeptiert. Über die konkrete Ausgestaltung gab es allerdings von Beginn an Streit. Freiheit und Eigenverantwortung einerseits und soziale Sicherung und Regulierung andererseits stehen in ständigem Konflikt.
Zudem haben sich in den letzten Jahren die Ziele erweitert. Ökologische Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Maßstab für den Erfolg einer Wirtschaftsordnung geworden. Es wird immer wieder in Frage gestellt, ob die soziale Marktwirtschaft ihr Versprechen einlöst, Chancengerechtigkeit zu garantieren und Wohlstand für alle zu schaffen. Obwohl ein zentraler Baustein der sozialen Marktwirtschaft ein starker Staat ist, der Rahmenbedingungen vorgibt, ächzt die Wirtschaftsordnung unter Bürokratie.
Inwiefern braucht die soziale Marktwirtschaft im Lichte dieser Veränderungen und Herausforderungen ein Update? Diese Frage diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Neujahrsempfang des Förderkreises der HWWI-Niederlassung Bremen am 21. Januar 2025 im Schütting mit Keynote-Sprecherin Prof. Sarah Necker vom Ludwig-Erhard-ifo-Forschungszentrum für Soziale Marktwirtschaft und Institutionenökonomie.
Rückbesinnung auf die grundlegenden Prinzipien
Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger hob bei der Begrüßung der Gäste die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft als wesentliche Grundlage der liberalen Demokratie in Deutschland hervor. Gemäß Walter Eucken, dem Vordenker der sozialen Marktwirtschaft, bestehe die wirtschaftspolitische Aufgabe darin, die allgemeinen Spielregeln zugunsten des Wettbewerbs festzulegen, ohne planerisch und gestalterisch in den Wirtschaftsprozess einzugreifen.
„In der deutschen Gesellschaft gerät jedoch zunehmend in den Hintergrund, was die soziale Marktwirtschaft ausmacht: weniger Kontrolle, mehr Vertrauen in den Markt und in die Menschen“, kritisierte Dr. Fonger. „Mit einer zunehmend belastenden Kombination aus Steuern, Abgaben, Regulierungen und einem Dickicht aus Subventionen wird die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft im internationalen Vergleich erheblich geschwächt.“ Es sei jetzt höchste Zeit, umzudenken. Dabei brauche die deutsche Wirtschaftsordnung weniger ein Update, als vielmehr eine Rückbesinnung auf die grundlegenden Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft.
Der Einschätzung, dass diese Rückbesinnung nötig sei, schlossen sich alle folgenden Rednerinnen und Redner an. Carl Kau als Gastgeber seitens des HWWI-Förderkreises verwies dabei ebenfalls auf die hohen Steuern und Abgaben, die neben der Bürokratie auf der Wirtschaft lasten.
Bildung ist eine zentrale Voraussetzung
In ihrer Keynote analysierte Prof. Necker die Zukunft der sozialen Marktwirtschaft und wies auf viele Anreizprobleme in der derzeitigen Ausgestaltung der deutschen Wirtschaftsordnung hin. Sie ging auch auf die öffentliche Wahrnehmung der sozialen Marktwirtschaft ein: In einer Umfrage hatten Bürgerinnen und Bürger vor allem drei Stichworte mit dieser Wirtschaftsordnung verbunden – Effizienz, Fairness und soziale Absicherung.
Darüber betonte Prof. Necker die große Bedeutung des Thema Bildung. Der Zugang zu Bildung ist aus ihrer Sicht ein zentraler Baustein für das Gelingen der sozialen Marktwirtschaft, da er eine Voraussetzung für eigenverantwortliches Handeln und auch für Wertschätzung in einer liberalen Demokratie darstelle. Prof. Necker erläuterte, dass die Teilhabe an Bildung – beispielsweise die Abiturientenquoten – in Deutschland derzeit zu stark vom Einkommen und dem Bildungsstand der Eltern abhänge.
Die anschließende Diskussion zeigte, wie hoch Unternehmen die „ermöglichendere“ Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung in der aktuellen Situation priorisieren.
Bild oben:
V.l.: Dr. Dirck Süß, Prof. Michael Berlemann, Prof. Sarah Necker, Dr. Matthias Fonger, Karl Kau.
Foto: HWWI