Bahnverbindung nach Nordrhein-Westfalen soll leistungsfähiger werden

Die Schieneninfrastruktur zwischen Hamburg, Bremen und Nordrhein-Westfalen wurde in den vergangenen 50 Jahren kaum verbessert, obwohl der Personen- und Güterverkehr massiv zugenommen hat. IHKs aus Nord- und Westdeutschland fordern daher den dringenden Ausbau der Bahnstrecke – auch im Sinne des Klimaschutzes.

Rund 20 Millionen Menschen leben entlang der Nord-West-Schienenmagistrale, die von Nordrhein-Westfalen über Bremen nach Hamburg und Schleswig-Holstein führt. Der intensive Austausch an Menschen und Gütern zwischen diesen Regionen lässt sich jeden Tag auf der A1 erleben. Die Bahnstrecke ist jedoch auf 40 Kilometern nur eingleisig ausgebaut und erlaubt insgesamt eine deutlich geringere Geschwindigkeit als viele andere Verbindungen innerhalb Deutschlands. Bereits seit den 1970er Jahren wurden keine wesentlichen Verbesserungen an diesem zentralen Stück Infrastruktur mehr vorgenommen – trotz der erklärten Absicht aller Parteien, mehr Verkehr auf die Schiene verlagern zu wollen.

Vertreter der Handelskammer Bremen und weiterer IHKs aus Nord- und Westdeutschland sprachen daher am 1. Dezember in Münster mit Staatssekretärin Susanne Henckel aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr über konkrete Maßnahmen, die den Engpass möglichst zügig beseitigen können.

Eduard Dubbers-Albrecht, Präses der Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven, verwies auf die große Bedeutung einer angemessenen Schienenanbindung für die Wirtschaft in den norddeutschen Ländern. Dies gelte insbesondere für die Häfen, „denn Seehäfen funktionieren nur, wenn sie vernünftig an das Hinterland angebunden sind“, sagte er. „Das Projekt läuft schon seit Ewigkeiten und wir kommen nicht weiter.“ Daher suchten die Kammern jetzt den Schulterschluss mit anderen Akteuren.

Durch den ganzheitlichen Ansatz und das gemeinsame Auftreten bei den entsprechenden Stellen werde die Ernsthaftigkeit der beteiligten Länder und ihrer Wirtschaft zum Ausdruck gebracht, so Dubbers-Albrecht. „Drei Themen sind dabei entscheidend: Wir benötigen eine Kapazitätssteigerung. Wir benötigen die Erhöhung der Geschwindigkeit auf dieser Strecke sowie eben auch der Qualität, um die Strecke so nutzen zu können, wie es nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Bürger benötigen.“

„Paradigmenwechsel in der Infrastrukturplanung“

Staatssekretärin Susanne Henckel begrüßte die überregionale Initiative der Industrie- und Handelskammern und sagte die Unterstützung ihres Hauses zu. Dabei verwies sie auf den „Deutschlandtakt“: Demnach soll der Bahn-Fahrplan in Zukunft nicht mehr an die Infrastruktur angepasst werden, sondern umgekehrt – der ideale Fahrplan soll bestimmen, wo neue Infrastruktur gebaut wird. „Der Deutschlandtakt ist ein Paradigmenwechsel in der Infrastrukturplanung“, so Henckel. „Mit der Umsetzung des Deutschlandtakts machen wir auch die Nord-West-Schienenmagistrale fit für besser vernetzte Angebote und mehr Kapazitäten auf der Schiene. Die dafür notwendigen Ausbaumaßnahmen treiben wir gemeinsam mit unseren Partnern zielgerichtet in Etappen voran.“

Zu den konkreten Forderungen der Kammern gehört ein Prüfauftrag, inwieweit weitere Maßnahmen erforderlich werden, die über die aktuell vorgesehenen Projekte des Bundes hinausgehen. Dies sei beispielsweise eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 200 bis 230 km/h oder der Bau zusätzlicher Überholgleise. Die Forderungen der Industrie- und Handelskammern basieren auf den Ergebnissen einer Studie, die von der Unternehmensberatung SCI Verkehr erarbeitet wurde.

Keine Konkurrenz zur Strecke über Hannover

Alle Beteiligten betonten, dass der Ausbau der Nord-West-Schienenmagistrale nicht in Konkurrenz zu anderen Projekten wie der geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecke über Hannover stehe. Es sei nicht abzusehen, ob und wann diese Projekte realisiert würden. Darüber hinaus sei der Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten auf der Schiene sehr groß. „Es geht uns deshalb nicht um ein Entweder-Oder, sondern um ein Sowohl-Als-Auch“, so Dubbers-Albrecht.

„Auch für das Ziel einer stärkeren CO2-Reduzierung im Verkehrssektor ist es nötig, dass die Schieneninfrastruktur umfassend ertüchtigt wird“, betonte Norbert Aust, Vorsitzender der IHK Nord. „Nur so kann in der Zukunft ein störungsfreies Miteinander von verdichteten Angeboten im Regional-, Fern- und Schienengüterverkehr erreicht werden.“