Carolina Seifert (20) kam im August 2023 aus ihrem Geburtsort in der Nähe von Magdeburg nach Bremerhaven, um sich bei den Schwestergesellschaften Zytovision und 42 Life Sciences zur Biologielaborantin ausbilden zu lassen. Die beiden Unternehmen haben 83 Mitarbeitende und gehören zur in Berlin ansässigen Zytomics-Gruppe, die Krebsdiagnoseprodukte für Kliniken und Labore herstellt. Das Besondere an der Ausbildung: Seit Ende 2024 absolviert die 20-Jährige sie in Teilzeit. Im Interview erzählt sie zusammen mit ihrem Ausbilder Dr. Norbert Drieschner, wie es läuft.
Frau Seifert, wie sind Sie darauf gekommen, genau diese Ausbildung zu machen?
Ich habe im Biologie-Leistungskurs in der Oberstufe festgestellt, dass ich das super interessant finde – und dann habe ich ein Praktikum im Max-Planck-Institut Magdeburg gemacht, das mich darin bestätigt hat. Mir war klar, dass ich einen Beruf lernen will, der viel Praxis bietet und kein normaler Bürojob ist. Und weil ich das Thema von Zytovision spannend finde, vor allem die Arbeit mit Chromosomen, habe ich mich hier beworben.
Teilzeit-Ausbildung
Die Möglichkeit zur Teilzeitausbildung ist schon seit 2005 im Berufsbildungsgesetz verankert. 2020 wurde sie erweitert, um einen größeren Personenkreis zu erreichen: Seither steht die Ausbildung in Teilzeit nicht mehr nur Azubis mit Familienverantwortung offen, sondern grundsätzlich allen – also zum Beispiel auch Menschen mit Beeinträchtigungen oder Geflüchteten, die nebenbei noch einer Erwerbstätigkeit nachkommen. Voraussetzung ist, dass der ausbildende Betrieb dem zustimmt und die Teilzeitausbildung in seine Abläufe integrieren kann. Um zu gewährleisten, dass dennoch alle Inhalte vermittelt werden, wird die Ausbildungsdauer entsprechend verlängert.
Warum Teilzeit?
Ich habe in Vollzeit angefangen und dann nach einem halben Jahr die Diagnosen chronische Migräne und Depression erhalten. Angesichts meiner Fehlzeiten wurde deutlich, dass mir die Ausbildung in Vollzeit zu viel war und dass ich es so nicht schaffen würde. Irgendwann kam mein Ausbilder auf mich zu und fragte, was wir tun können, damit es mir besser geht. So sind wir auf die Teilzeitausbildung gekommen. Seither arbeite ich nur noch sechs Stunden pro Tag.
Herr Drieschner, haben Sie zuvor schon einmal eine Ausbildung in Teilzeit angeboten oder ist das für Sie eine Premiere?
Das ist tatsächlich eine Premiere. Ich war im Austausch mit der Ausbildungsbegleitung der Handelskammer darauf gestoßen, dass es diese Möglichkeit gibt. Und dann haben wir alle gemeinsam besprochen, dass das eine gute Option sein kann – weil andernfalls die Gefahr bestanden hätte, dass Caro das Ausbildungsziel nicht erreicht.
An Sie beide die Frage: Wie läuft es bisher?
Carolina Seifert: Aus meiner Sicht gut. Jeden Tag zwei Stunden weniger zu arbeiten, ist eine deutliche Entlastung für mich. Außerdem bin ich jetzt deutlich flexibler, was meine Arzt- und Therapietermine angeht.
Norbert Drieschner: Aus Sicht des Betriebs müssen wir uns natürlich ein bisschen darauf einstellen. Mit Blick auf die Gestaltung des Ausbildungsplans ist das schon eine Herausforderung, wenn jeden Tag und jede Woche weniger Arbeitszeit zur Verfügung steht als bei den anderen Auszubildenden. Dadurch verlängert sich bei Caro die Ausbildungszeit um sieben Monate nach hinten. Aber auf der anderen Seite ist das eben eine große Chance, dass sie die Ausbildung am Ende erfolgreich abschließen kann.
Wie viel komplexer ist denn der Planungsaufwand für Sie, Herr Drieschner?
In meinen Augen hält sich das in Grenzen. Einen gewissen organisatorischen Aufwand haben wir natürlich schon. Aber bei einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 30 Stunden ist es nicht so, dass sich die Betreuung komplett anders gestalten würde.
Frau Seifert, was macht eine Biologielaborantin?
Was ich so toll finde an dem Beruf, ist, dass er so flexibel und sehr weit gefasst ist. Weil Biologie sehr viele verschiedene Aspekte beinhaltet, können die konkreten Inhalte je nach Betrieb ganz unterschiedlich aussehen. Allgemein gesagt sind wir diejenigen, die praxisbezogen arbeiten: Wir führen die Versuche durch und werten sie aus.
Und was macht Ihnen besonders viel Spaß?
Genau das, die Durchführung von Versuchen. Und tatsächlich finde ich auch die Dokumentation dessen ganz spaßig. Außerdem gefällt es mir sehr gut, dass der Arbeitstag sehr strukturiert ist und auch die Versuche Struktur haben.
Also die richtige Entscheidung?
Am Anfang habe ich das kurz angezweifelt – aber nicht wegen der Ausbildung, sondern wegen meiner gesundheitlichen Probleme. Seit ich in die Teilzeitausbildung gewechselt bin, sind die Zweifel weg. Ich würde mich immer wieder so entscheiden.
Weitere Informationen
Die Unternehmen:
zytovision.com
42ls.com
Informationen zur Ausbildung Biologielaborant/Biologielaborantin:
https://handelskammer-magazin.de/biologielaborant
Informationen zu allen Berufen im Bereich der Handelskammer:
ihk.de/bremen-bremerhaven/berufe
Ansprechpartner bei der Handelskammer:
ihk.de/bremen-bremerhaven/ausbildungsberatung