Die norddeutschen Länder kooperieren beim Zukunftsthema Wasserstoff. Das Land Bremen beteiligt sich auch am Standortwettbewerb des Bundes für ein neues Innovationszentrum.
Das Thema Wasserstoff nimmt weiter Fahrt auf: Nachdem die IHK Nord eine „Norddeutsche Wasserstofflandkarte“ veröffentlicht hat, um einen Überblick über die regionalen Aktivitäten zu bieten, haben sich im Dezember die Wirtschaftsförderorganisationen der fünf Nordländer zur grünen Wasserstoffinitiative HY-5 zusammengeschlossen. Ende Januar legte das Land Bremen noch einmal nach und gab bekannt, dass es sich beim Bundesverkehrsministerium als Standort für das geplante Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen beworben hat – die Einrichtung würde dann in Bremerhaven angesiedelt.
Mehr als 60 Wasserstoffprojekte im Norden
Die Norddeutsche Wasserstofflandkarte zeigt eine Übersicht von aktiven Unternehmen, Projekten und Initiativen, die an der Wasserstofftechnologie arbeiten, um diese zur Marktreife zu führen. Viele der Projekte und Initiativen haben einen regionalen und bundeslandübergreifenden Bezug.
„Norddeutschland ist absoluter Vorreiter in der Wasserstofftechnologie“, betont Janina Marahrens-Hashagen, Präses der Handelskammer Bremen und bis Ende Dezember auch Vorsitzende der IHK Nord. Die Karte mit über 60 Wasserstoffprojekten zeige, wie ausgeprägt die Entwicklung des Rohstoffs als künftiger Energieträger bereits ist.
„Die Stärke des Nordens liegt in den positiven Standortbedingungen – mit der Windkraft bieten wir die Basis für die Gewinnung von grünem Wasserstoff“, sagt Marahrens-Hashagen. Den Handelskammern und IHKs im Norden gehe es darum, den Aufbau ausschließlich bundeslandbezogener Strukturen im Bereich Wasserstoff zu vermeiden – auch um Doppelstrukturen auszuschließen. Eine intensive norddeutsche Zusammenarbeit sei daher notwendig, erklärt sie.
Zur Wasserstofflandkarte der IHK Nord geht es hier.
OECD-Studie bescheinigt gute Standortbedingungen
Auch die Wirtschaftsförderorganisationen der Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sehen die Vorteile der Zusammenarbeit und haben daher die Initiative HY-5 gegründet. Sie verfolgt das Ziel, „Norddeutschland zur stärksten Zukunftsregion für grünen Wasserstoff im Herzen Europas zu machen und die Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff zu vervollständigen“, wie die Organisationen – darunter die WFB aus Bremen – mitteilten.
Eine aktuelle OECD-Studie bestätigt laut HY-5, dass Norddeutschland besonders für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft geeignet sei. So besitze die Region „einzigartige Standortvorteile zur Erzeugung erneuerbarer Energien und ein großes Abnahmepotenzial von grünem Wasserstoff – vor allen bei den ansässigen Industrieunternehmen“.
Die Initiative HY-5 will sich dafür einsetzen, dass sich weitere Unternehmen, Think Tanks, Forschungseinrichtungen und Start-ups in Norddeutschland ansiedeln. Bis 2035 soll dadurch im Norden eine grüne Wasserstoffwirtschaft entstehen. Geplant ist, dass bereits 2025 mindestens 500 Megawatt Elektrolyseleistung zur Erzeugung von grünem Wasserstoff installiert sein werden, bis 2030 soll die Leistung auf mindestens fünf Gigawatt und somit um den Faktor 10 steigen.
Innovationszentrum könnte auf bestehenden Projekten aufbauen
Einen starken Impuls auf diesem Weg könnte das Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie auslösen, wenn das Bundesverkehrsministerium sich für den Standort Bremerhaven entscheidet. Das Zentrum soll sich auf die Wertschöpfungskette der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie für Mobilitätsanwendungen konzentrieren.
Bremens Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling, verwies angesichts der Konzepteinreichung auf das Modellprojekt „Wasserstoff – Grünes Gas für Bremerhaven“, das bereits eine wichtige Forschungsgrundlage in diesem Bereich geschaffen habe. Im Rahmen dieses Projekts entstehe auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Luneort ein Elektrolyseur-Testfeld, um mit Hilfe von Windkraft grünen Wasserstoff zu produzieren.
Anwendungsmöglichkeiten in Schifffahrt, Logistik und kommunalem Verkehr
Bremerhaven habe mit vielen Forschungseinrichtungen bereits jetzt beachtliche wissenschaftliche Kompetenz im Bereich Wasserstoff, betonte Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz anlässlich der Bewerbung. Dazu zähle beispielsweise Projekterfahrung beim Einsatz von Brennstoffzellen auf Schiffen. Der Bau von wasserstoffgetriebenen Schiffen könne zukünftig eine große Rolle in der maritimen Wirtschaft spielen.
Aber auch anderweitig habe Bremerhaven zum Thema Wasserstoff und Mobilität attraktive Versuchs- und Entwicklungsfelder. „Ortsansässige Unternehmen sehen ein großes Potenzial in der Nutzung von Wind-Wasserstoff. Im kommunalen Verkehr sowie in der Logistik gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten“, sagte Grantz. Das reiche vom Einsatz von Bussen und Lkw mit Wasserstoffantrieb bis hin zu Abfallfahrzeugen oder Gabelstaplern. Die Regionalbahn EVB setze auf der Strecke Cuxhaven-Bremerhaven-Buxtehude bereits Triebwagen mit Brennstoffzellen ein.
Entwickelt wurden die Inhalte der Bewerbung von der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung sowie der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa (SWAE) unter Einbindung von zahlreichen lokalen Forschungseinrichtungen, Organisationen und Unternehmen.
Eine Übersicht über Wasserstoff-Aktivitäten im Norden finden Sie hier.