Alles nur heiße Luft – und eine geniale Idee

CO2-neutrale Prozesswärme: Die Heatrix GmbH will die Dekarbonisierung der Industrie vorantreiben

Manchmal sind es einfach Zufälle, aus denen Großes entsteht. So wie im Sommer 2022, als Niklas Friese gerade aus Bangladesch nach Deutschland zurückgekehrt und bei der Hochzeit eines Freundes eingeladen war. Friese ist Betriebswirt, hatte in Bangladesch bereits ein Start-up und einen Venture Capital Fonds mit aufgebaut. Auf der Hochzeit lernte er dann Wei Wu und ihre Start-up-Idee kennen. „Wir haben bis 5 Uhr morgens geredet und dann war er dabei“, erzählt Wei Wu.

Zu dem Zeitpunkt hatte die 39-jährige Ingenieurin gerade zusammen mit Stefan Gasow die Heatrix GmbH gegründet. Gasow hat Maschinenbau und Energietechnik an der TU Harburg studiert und anschließend im ZARM gearbeitet – zusammen mit dem Lebenspartner von Wei Wu. Noch so ein Zufall. Gasow wollte sich mehr auf Climate-Tech spezialisieren, Wu suchte einen Partner für ihr Start-up – und schon passte alles zusammen.

Wu hat Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart studiert und für ihre Promotion beim DLR eine neuartige Solartechnologie entwickelt. Daraus wurde ein Start-up, das sie später in die USA verkauft hat. Bevor sie Gründerin wurde hat sie als Technologieexpertin für das Innovationszentrum Niedersachsen gearbeitet. „Nach mehreren Jahren in der Politikberatung wollte ich doch wieder mehr als Ingenieurin arbeiten und neue Technologien entwickeln“, sagt Wu. Industrielle Prozesswärme ist ihr Schwerpunkt und daraus entstand die Idee für Heatrix.

Kombination aus elektrischem Heizer und Wärmespeicher

„Wir entwickeln eine Technologie, mit der wir erneuerbaren Strom in CO2-neutrale Prozesswärme für die Industrie umwandeln. Dabei kombinieren wir einen elektrischen Heizer, den man sich wie einen großen Fön vorstellen kann, mit einem Wärmespeicher“, erzählt Wu. Ihre Kunden sind Unternehmen aus der Chemie, Zement- oder Stahlindustrie, die Prozesswärme bei hohen Temperaturen für die Herstellung ihrer Produkte benötigen.

Heatrix hat seinen Sitz im Kraftwerk City Accelerator Bremen am Werdertor. Im Teststand im BIBA wollen sie ihren Prototypen jetzt weiter skalieren, um Temperaturen von 1500 Grad zu erreichen. Ihr Ziel ist, das Heatrix-System modular und in Serie zu produzieren. Dafür suchen sie weitere Investoren und Anlagenbauer als Partner. Inzwischen wird Heatrix auch in der internationalen Start-up-Szene bekannter: Gerade hat das Unternehmen den SET Award 2023 in der Kategorie Industry beim weltweit ausgelobten Wettbewerb der Deutschen Energie-Agentur (Dena) und des World Energy Councils gewonnen.

Weitere Informationen: heatrix.de

Bild oben:
Die Heatrix-Gründerinnen und -Gründer Wei Wu, Stefan Gasow und Niklas Friese (v.l.).