Abgase für die Algenzucht nutzen

Algen setzen sich als Rohstoff immer mehr durch: In Lebensmitteln, Medikamenten und Kosmetik werden sie mittlerweile oft als gesunde und umweltverträgliche Zutat genutzt. Prof. Imke Lang und ihr Team an der Hochschule Bremerhaven erforschen zurzeit Methoden, die den Nutzen noch weiter hochschrauben: die „Fütterung“ der Algen mit CO2 aus industriellen Abgasen.

Als Kooperationspartner ist der Fliesenhersteller Nordceram GmbH im Projekt „Algae Growth“ dabei, denn die Reduktion der Emissionen würde – neben dem guten Gefühl, etwas für das Klima getan zu haben – auch handfeste finanzielle Vorteile bringen, wenn sich die Kosten für den Erwerb von CO2-Zertifikaten verringern.

Bremerhaven würde sich sehr gut eignen, um die Algenproduktion zu etablieren, ist Imke Lang überzeugt. Die Industrie sei stark vertreten und biete mit den Abgasen und der Abwärme „die Rohstoffe, die wir brauchen“, sagt sie. Auch potenzielle Abnehmer aus den Bereichen Lebensmittel und Futtermittel seien in der Region zuhause. „Es würde mich super freuen, wenn das in Bremerhaven klappt.“

Abwärme kann der Trocknung dienen

In Südeuropa werden Algen bereits erfolgreich gezüchtet, aber Lang will das Konzept für den Standort und die Nachhaltigkeit optimieren. „Unsere Idee war, die Ressourcen vor Ort zu nutzen“, sagt sie. „Unser Schwerpunkt liegt auf Algen, die die anderen nicht haben.“ Ein weiterer Forschungsaspekt sei die Entwicklung einer Trocknungsmethode, die kostengünstig ist und keine Qualitätseinbußen verursacht. Im Werk von Nordceram solle im Laufe dieses Jahres eine Algenkultur aufgehängt werden, um zu beobachten, wie sie wächst. Bis jetzt würden die Bedingungen im Labor imitiert.

Gesundheitliche Bedenken bestehen laut Imke Lang nicht bei der Nutzung dieser Abgase für die Lebensmittelproduktion nicht. „Stickoxide atmen wir jeden Tag ein. Schwermetalle wären aber natürlich schwieriger. Eine Müllverbrennungsanlage wäre nicht geeignet.“

Dass die kommerzielle Algenproduktion trotz aller Vorteile nur langsam in Fahrt kommt, liegt laut Lang an den Kosten bei der Einführung der neuen Technologie. Die Verarbeitung erfordert viel Energie und Wasser, und die Algen wachsen relativ langsam. Aufgrund der Kosten sei die vergleichsweise zahlungskräftige Kosmetikbranche aktuell der wichtigste Kunde für Algen-Biotechunternehmen.

Wie bei vielen neuen Technologien sei jedoch mit sinkenden Preisen zu rechnen, sobald die Skalierung besser gelingt. „Es fehlen mutige Investitionen“, sagt Lang. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs böte das Feld schon jetzt eine gute Perspektive und sie sehe in ihrem Team das Interesse, sich mit dem Thema selbstständig zu machen.

Das Projekt „Algae Growth“ wird über das Programm Angewandte Umweltforschung (AUF) gefördert.