1921: Segel-Frachtschiff setzte neue Maßstäbe

Stapellauf der „Magdalene Vinnen“ jährt sich zum 100. Mal

Der 23. März 1921 war ein bedeutender Tag für die Bremer Reederei F. A. Vinnen & Co. und für die deutsche Schifffahrt insgesamt: Die stählerne Viermastbark „Magdalene Vinnen“, erbaut von der Friedr. Krupp Germaninawerft in Kiel, feierte ihren Stapellauf. Der Reeder und Namensgeber der Firma, Friedrich Adolf Vinnen und seine Familie, Werftarbeiter und Schaulustige sahen zu, wie das damals größte kommerzielle Segelschiff der Welt zu Wasser gelassen wurde.

Das frachttragende Segelschiff war nicht nur größer als alle bis dahin gebauten Segelschiffe, sondern auch mit einem starken Hilfsdieselmotor ausgestattet. Dieser ermöglichte bei Flaute ein wesentlich schnelleres Reisen als es damals mit konventionellen Segelschiffen möglich war. Auch die Ein- und Auslaufmanöver gestalteten sich damit um einiges leichter.

Neben weiteren technischen Neuerungen besaß die „Magdalene Vinnen“ sogar elektrisches Licht und eine Heizung, die das Leben auf See für die bis zu 42 Mann starke Besetzung komfortabler gestaltete.

Über den Norddeutschen Lloyd zur sowjetischen Marine

Für die Reederei F. A. Vinnen & Co. segelte sie unter anderem nach Südamerika und Australien. Der plötzliche Tod von Friedrich Adolf Vinnen im Jahr 1926 und die anhaltende weltweite Wirtschaftsdepression stellten die Firma in den 20er Jahren vor neue Herausforderungen. Werner Vinnen, der Sohn und Nachfolger von Friedrich Adolf, entschied sich Anfang der 1930er Jahre, auf Dampf- und Motorschiffe umzusteigen. Die „Magdalene Vinnen“ wurde 1936 an den Norddeutschen Lloyd in Bremen verkauft.

Zum Ende des zweiten Weltkrieges ging das Schiff zunächst an die britischen Besatzungsmächte, wurde dann aber der UdSSR zugesprochen und im Januar 1946 an die sowjetische Marine übergeben. Diese benannte sie nach dem russischen Polarforscher Georgij J. Sedov.

Die „Sedov“ wurde 1981 zum Schulschiff für die Handelsmarine umgebaut. Mittlerweile befindet sie sich im Hafen von Kaliningrad und wird von der dort ansässigen Baltic Fishing Fleet State Academy bereedert.

„Es erfüllt uns mit Stolz, dass das bekannteste Schiff unserer über 200-jährigen Firmengeschichte noch immer im Einsatz ist,“ so Michael Vinnen, Inhaber von F. A. Vinnen & Co. in inzwischen achter Generation. „Auch wenn die ‚Magdalene Vinnen‘ schon seit 85 Jahren nicht mehr Teil unserer Flotte ist, so ist sie doch immer ein Teil unserer Firmengeschichte und damit ein Teil unserer Familie. Wir gratulieren der ‚Sedov‘ ganz herzlich zur 100. Wiederkehr des Stapellaufs und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen.“