Der Bremer Glas- und Metallbauer Lenderoth hat am eigenen Firmensitz in Walle eine Fassade erstellt, die fast komplett aus recycelten Materialien besteht.
Gut 50 Jahre hatte die alte Pfosten-Riegel-Fassade des unternehmenseigenen Büro- und Produktionsgebäudes von Lenderoth schon auf dem Buckel. Energieeffizienz war Anfang der 1970er-Jahre beim Bau des damals neuen Firmensitzes noch kein Thema: Und so zog es durch die Fenster, an besonders kalten Wintertagen mussten Heizlüfter aufgestellt werden. „Es war höchste Zeit, in Sachen Energieeffizienz und Wärmeschutz aktiv zu werden“, berichtet Geschäftsführer Christophe Lenderoth. „Aber wir wollten nicht einfach nur eine energieeffiziente Fassade bauen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen und Materialien verwenden, die besonders CO2-sparend hergestellt werden.“
„Revitalisierung“ heißt das Wort, das Lenderoth für die nachhaltige Sanierung seiner Fassade gewählt hat. Dabei stand von Anfang an der Gedanke der Kreislaufwirtschaft im Fokus. „Produkte wie Aluminium und Glas neu herzustellen, verbraucht viele Ressourcen und belastet die CO2-Bilanz“, sagt er. „Darum haben wir beschlossen, auf die Idee des Urban Minings zurückzugreifen und Material zu benutzen, das bei Sanierungen frei wird und wiederverwertet werden kann.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nach Angaben des Firmenchefs wurden bei der Revitalisierung der 370 Quadratmeter großen Fassade insgesamt 24,6 Tonnen CO2 eingespart, indem zu 100 Prozent recyceltes Aluminium und zu 64 Prozent recyceltes Glas zum Einsatz kamen.
„Nachhaltigste Aluminium-Glas-Fassade Deutschlands“
„Wir haben jetzt die nachhaltigste Aluminium-Glas-Fassade, die es momentan in Deutschland gibt“, sagt Christophe Lenderoth. „Damit übernehmen wir eine Vorreiterrolle im Markt, die wir weiter ausbauen wollen.“ Er habe zeigen wollen, dass zirkuläre Fassadensanierung nicht nur theoretisch möglich, sondern auch praktisch machbar sei. Es gebe nun ein praxisbewährtes Produkt, mit dem sich der Klimakrise entgegenwirken lasse. „Wenn wir weiter bauen wollen, müssen wir das zirkulär tun“, betont Lenderoth. „Wir dürfen nicht weiter Ressourcen verschwenden.“
Das Pilotprojekt hat mit knapp zehn Prozent mehr Kosten zu Buche geschlagen, als es eine konventionelle Fassadensanierung getan hätte. „Weil wir etwas mehr Aluminium gebraucht haben als vorher und weil es das erste Mal war“, so Lenderoth. Es sei aber davon auszugehen, dass sich künftige Projekte bei einem 1:1-Materialtausch kostenneutral umsetzen ließen. Die Revitalisierung ist ein Geschäftsmodell, von dem er sich für die Zukunft Einiges erhofft. Die bisherigen Rückmeldungen seien äußerst positiv, erste Gespräche über weitere Projekte dieser Art liefen bereits. „Ich betrachte unsere Fassadenrevitalisierung als Erfolgsgeschichte“, sagt er. „Auch für Städte, die sich aus sich selbst heraus erneuern wollen. Wenn die öffentliche Hand mit all ihren Gebäuden eine Vorreiterrolle übernehmen würde, zöge die private Wirtschaft auch nach.“