Obwohl die Zahl der freien Ausbildungsplätze deutlich größer ist als die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber, bleiben Jugendliche unversorgt. Die Jugendberufsagentur bietet vielfältige Unterstützung an, um Betriebe mit passenden Schulabgängerinnen und -abgängern zusammenzubringen.
Auf den ersten Blick ist das Konstrukt nicht ganz einfach zu durchschauen. Die Jugendberufsagentur ist keine eigene Behörde, sie hat kein eigenes Personal und kein eigenes Budget. Stattdessen arbeiten unter ihrem Dach fünf Institutionen vernetzt und abgestimmt an dem gemeinsamen Ziel, Jugendlichen die bestmögliche Unterstützung zu bieten: die Agentur für Arbeit, die Jobcenter Bremen und Bremerhaven, die Jugendhilfe, die Schulen sowie die Aufsuchende Beratung, die in Bremen bei der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa angesiedelt ist und in Bremerhaven beim Magistrat.
Genau deswegen war es so wichtig, vor gut sieben Jahren das gemeinsame Netzwerk zu gründen, macht JBA-Repräsentantin Carola Brunotte deutlich: „Früher haben wir alle in unseren jeweiligen Strukturen mit unseren individuellen Schwerpunkten beraten. Wer aber in Verhältnissen lebt, in denen er zum Beispiel auf Jugendhilfe und Jobcenter angewiesen ist, kann es nicht gebrauchen, von verschiedenen Stellen Ratschläge zu bekommen. Das machen wir jetzt besser.“ Auch die Unternehmen, die nach Auszubildenden suchen, erhalten einen umfassenden Überblick über die Unterstützungsmöglichkeiten.
Insgesamt rund 170 Mitarbeitende der fünf Partner-Institutionen arbeiten nun an den drei Standorten Bremen-Mitte (Doventorsteinweg 48-52), Bremen-Nord (Lindenstraße 71) und Bremerhaven (Grimsbystraße 1) daran, jungen Menschen im Land Bremen eine ganzheitliche Begleitung beim Übergang von der Schule in Ausbildung und Arbeit anzubieten. Das zahlt sich in der Praxis aus. „Für die Jugendlichen bedeutet das, dass sie nicht mehr hin- und hergeschickt werden, sondern Hilfe unter einem Dach finden“, erläutert Brunotte.
Beispiel: Eine junge Frau kommt in die Berufsberatung und interessiert sich für eine Einstiegsqualifizierung (s. Info-Kasten), doch es ist nicht ganz klar, ob sie noch schulpflichtig ist. Der Kollege, der das beurteilen kann, sitzt auf dem Flur nur ein paar Türen weiter und kann die Frage umgehend beantworten. „Unter dem Strich führt das dazu, dass definitiv weniger Jugendliche zwischen den vorhandenen Hilfesystemen verlorengehen“, sagt Brunotte.
Niederschwellige Angebote
Bei ihrer Arbeit stehen den Partnern der JBA vor und während der Berufsausbildung unterschiedliche Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Da ist zum Beispiel die Assistierte Ausbildung, in deren Rahmen sowohl Auszubildende als auch ihre Betriebe Unterstützung erhalten, wenn es Probleme gibt. Oder die finanzielle Förderung zusätzlicher Ausbildungsplätze, die Bremer Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten beantragen können. Die Aufsuchende Beratung richtet sich an junge Menschen, die noch nicht an regulären Unterstützungsangeboten teilnehmen oder gefährdet sind, aus deren Strukturen herauszufallen.
Als vielversprechendes Instrument der Berufsorientierung hat sich in den vergangenen Jahren zudem auch der „Berufsparcours“ etabliert, der es jeweils mehreren hundert Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen acht bis zehn ermöglicht, an einem Vormittag viele unterschiedliche Berufe praktisch kennenzulernen. In den kommenden Ausgaben wird die „Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven“ einige dieser Unterstützungsangebote noch detaillierter vorstellen.
Eine Entwicklung, die sich seit einigen Jahren zeigt und inzwischen immer deutlicher hervortritt: Die Zahl der Ausbildungsplätze, die der Agentur für Arbeit im Bezirk Bremen-Bremerhaven gemeldet werden, übersteige die Zahl der Bewerbenden inzwischen signifikant, berichtet Carola Brunotte. Allerdings versorge Bremen auch viele einpendelnde Jugendliche aus Niedersachsen, die noch hinzugerechnet werden müssen. Aufgabe der Jugendberufsagentur sei es, möglichst allen Jugendlichen dabei zu helfen, von den Chancen, die sich in den Betrieben böten, auch tatsächlich zu profitieren.
Für die Unternehmen bedeute das im Umkehrschluss: „Wer sich flexibel zeigt und offen ist für neue Zielgruppen, erhöht explizit seine Chancen, offene Ausbildungsplätze besetzt zu bekommen.“ Als Beispiele nennt sie unbürokratische Angebote wie Schnupperpraktika oder Teilzeitausbildungen für junge Eltern. „Betriebe tun gut daran, niederschwellig auf Jugendliche zuzugehen“, ist Brunotte überzeugt. „Viele tun das schon – und die sind auch erfolgreich.“
Einstiegsqualifizierungen (EQ)
Einstiegsqualifizierungen (EQ) ermöglichen Jugendlichen, die noch nicht voll für eine klassische Ausbildung geeignet sind oder die sich noch nicht endgültig entschieden haben, den Zugang zu einer Berufsausbildung. Mündet die EQ in eine Ausbildung, kann diese um bis zu sechs Monate verkürzt werden. Die Agentur für Arbeit erstattet die Vergütung der EQ bis zu einer Höhe von 262 Euro monatlich zuzüglich eines Anteils am Gesamtsozialversicherungsbetrag. Da eine Einstiegsqualifizierung mindestens ein halbes Jahr dauern soll und die meisten Ausbildungen am 1. September beginnen, müssen EQ-Anträge für die klassischen Ausbildungsberufe bis zum 1. März gestellt werden.
Interessierte Unternehmen wenden sich an:
Jason Crowley
Tel.: 0421/178-1492
Mail: Bremen-Bremerhaven.141-AusbildungPlus@arbeitsagentur.de
Ausbildungsberatung der Handelskammer Bremen
Tel.: 0421/3637-320
Mail: ausbildung@handelskammer-bremen.de