Der Bremer Inkubator der Europäischen Raumfahrtagentur ESA füllt sich mit vielversprechenden Start-ups. Dank der Verlängerung des Programms um fünf Jahre und der Co-Finanzierung des Landes Bremen kann das Angebot jetzt weiter ausgebaut werden.
Jahrzehntelang war die Raumfahrtbranche eine Art geschlossene Veranstaltung, in der die Akteure aus staatlichen Einrichtungen und Großunternehmen weitgehend unter sich blieben. In den vergangenen Jahren sind die Strukturen jedoch durchlässiger geworden für Unternehmen aus anderen Branchen und für junge Start-ups. Letztere benötigen allerdings oft Unterstützung, um sich in dem kostenintensiven und langfristig investierenden Markt durchzusetzen. Genau diesen Rückhalt bietet seit 2019 der Raumfahrtinkubator ESA BIC Northern Germany mit Sitz im Technologiepark – in Kooperation mit dem Verein AviaSpace Bremen und dem Starthaus, der zentralen Anlaufstelle im Bremer Gründungsökosystem.
Sechzehn Start-ups wurden für das ESA BIC Northern Germany aktuell ausgewählt, 15 davon in Bremen und eins in Schleswig-Holstein. Das Gründungsteam Werover ist kürzlich aus der Türkei in die Hansestadt umgesiedelt, um hier enger mit einer Forschungseinrichtung kooperieren zu können. Die Start-ups können sich für bis zu 24 Monate um einen Platz im Inkubator bewerben, der neben wirtschaftlichem und technischem Support auch Büroarbeitsplätze für zwei Personen sowie bis zu 50.000 Euro für die Produktentwicklung und Markterschließung umfasst. „Der Unterstützungsbedarf ist sehr individuell“, berichtet Carolina Gomez, Technical Manager beim ESA BIC. Das maßgeschneiderte Angebot für die Start-ups könne jetzt noch umfassender gestaltet werden.
Die Gründungen sind thematisch sehr vielfältig aufgestellt: Sie fokussieren sich auf Bereiche wie die Landwirtschaft, Big Data, Logistik, maritime Anwendungen, Tourismus, Windenergie, Produktion und neue Materialien. Der Inkubator ist darauf ausgerichtet, Raumfahrtanwendungen in andere Branchen zu überführen – oder Innovationen aus anderen Branchen in die Raumfahrt zu integrieren. „Aktuell zeichnet sich der stärkste Trend im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz ab“, sagt Bremens Raumfahrtkoordinator Siegfried Monser. Beispielhaft nennt er Valispace, einen Hersteller von Engineering-Software, den Drohnenspezialisten Acquah Meyer und die Firma Drift + Noise Polar Services, die eine sichere Navigation in vereisten Meeresgebieten ermöglicht. Das erfolgreich inkubierte Start-up Planblue sammelt mit Hilfe komplexer Bildverarbeitung und intelligenter Software vielfältige Daten und Informationen über die Beschaffenheit des Meeresgrundes.
Bild oben:
Der Geophysiker Dr. Lasse Rabenstein hat das ESA BIC Northern Germany mit seinem Start-up Drift + Noise Polar Services erfolgreich durchlaufen.
Foto: Jörg Sarbach