Handelskammer fordert wirtschaftsstärkende Politik, um die pandemiebedingten Herausforderungen zu meistern.
Corona-Pandemie, vergleichsweise geringes Wirtschaftswachstum, Stillstand in der Innenstadtentwicklung, Fachkräftemangel und Klimawandel – diese Themen hat die Handelskammer Bremen zurzeit besonders im Fokus. Präses Janina Marahrens-Hashagen ging bei der Landespressekonferenz am 20. Dezember auch auf die Herausforderungen für Bremen im Jahr 2022 ein und forderte die rot-grün-rote Landesregierung auf, sowohl mit einer wirtschaftsstärkenden Politik als auch bei der Gestaltung der öffentlichen Ausgaben die richtigen Prioritäten zu setzen.
„2022 muss ein Jahr des Entscheidens werden“, sagte die Präses. „Bei wichtigen Themen – wie zum Beispiel der Innenstadtentwicklung oder in Fragen der Inneren Sicherheit – sehen wir, dass das Land Bremen nicht ins Handeln kommt.“
Überall in Deutschland habe man die Richtlinienkompetenz in den Ministerpräsidenten-Ämtern verankert: „Diese Kompetenz muss auch für den Bürgermeister der Hansestadt Bremen gelten. Anders kommen wir aus den momentan überall zu sehenden Reibereien und Blockaden nicht heraus“, so Janina Marahrens-Hashagen.
Weichen auf Wachstum stellen
Dabei sei es gerade jetzt wichtig, dass entscheidende Weichen für neues Wachstum gestellt werden. Nach vorläufigen Berechnungen der statistischen Ämter ist das Bruttoinlandsprodukt im Land Bremen in der ersten Jahreshälfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent gestiegen – bundesweit gab es dagegen ein Wachstum von 2,9 Prozent. Eine Ursache dafür seien die Lieferengpässe. „Bremen hatte bereits frühzeitig mit Materialengpässen zu kämpfen und konnte dadurch in der Summe von der steigenden Nachfrage aus dem In- und Ausland nur eingeschränkt profitieren“, sagte die Präses. Besonders stark betroffen sei der Fahrzeugbau gewesen.
Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung
Zusätzlich ist auch der Fachkräftemangel eine starke Belastung für die Entwicklung der bremischen Wirtschaftsleistung. Besonders problematisch ist die Situation in der Hotellerie und in der Gastronomie, aber auch das produzierende Gewerbe und die Verkehrs- und Logistikdienstleister haben Probleme bei der Stellenbesetzung. „Der Fachkräftemangel wird eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre bleiben“, sagte Janina Marahrens-Hashagen. Eine qualitativ hochwertige Bildungslandschaft für allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen würde die Fachkräfte in Zukunft generieren.
Klimaschutz: eigene Erfolgsgeschichte schreiben
Eine besonders relevante Zukunftsaufgabe für Bremen und Bremerhaven seien die Fragen des Klimaschutzes und die Anpassung an den Klimawandel. Auch wenn Klimaschutz viel Geld koste: nicht zu handeln wäre langfristig volkswirtschaftlich viel teurer, so die Präses.
Die Wirtschaft – im Land Bremen wie auch in Deutschland – habe durch vielfältige Initiativen und Projekte gezeigt, dass sie notwendige Veränderungsprozesse für einen verstärkten Klimaschutz konstruktiv unterstützt. Sie stelle sich der Verantwortung, ihren Beitrag zum Klimaschutz durch Innovationen bei Produkten, Dienstleistungen und der Produktion weiter zu steigern. Den Bericht der Enquetekommission „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ werde die Handelskammer in ihren Gremien diskutieren. Im Januar werde sich das Plenum dazu positionieren.
Das Land Bremen könne von seiner Expertise zum Beispiel im Bereich Wasserstoff profitieren, es gebe beste Voraussetzungen die Erfordernisse des klimafreundlichen Agierens der Wirtschaft zu einer eigenen Erfolgsgeschichte zu entwickeln. „Unser Standort kann hier als Vorreiter agieren. Das ist aus meiner Sicht ein wichtiger, positiver Ausblick für die kommenden Jahre.“
Aussicht auf konjunkturelle Erholung getrübt
Dr. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen, sagte zur Entwicklung der Konjunktur: „Die Aussicht auf eine konjunkturelle Erholung, die wir zu Jahresanfang hatten, wurden für viele Branchen durch eine weitere Pandemiewelle, Lieferengpässe und nicht zuletzt durch anhaltende Probleme bei der Besetzung offener Stellen deutlich getrübt. Viele Erwartungen liegen jetzt auf der Impfkampagne, um mit Impfungen, vor allem auch den Booster-Impfungen, die Pandemie nachhaltig unter Kontrolle zu bekommen.“ Eine exakte Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung 2022 zu treffen ist aus Sicht der Handelskammer aktuell mit besonders vielen Unsicherheiten behaftet.