Wer im Jahr 1871, kurz nach der Gründung des Deutschen Reichs, auf den Zug der wirtschaftlichen Internationalisierung aufspringen wollte, kam in Deutschland nicht an den Hansestädten Bremen und Hamburg vorbei. So entschied sich die Deutsche Bank, ebenfalls erst ein Jahr zuvor in Berlin gegründet, für diese beiden Standorte als Sitze ihrer ersten Filialen – wobei Bremen die Nase vorn behielt. Am 1. Juli 1871 eröffnete die Niederlassung in der Katharinenstraße 6.
„Von Anfang an hat die Deutsche Bank auf das internationale Geschäft als Schwerpunkt gesetzt“, berichtet Ludwig Blomeyer, Sprecher der Geschäftsleitung Bremen. „Es waren die Gründerjahre in Deutschland mit einer starken Expansion im Ausland. Da wollten wir dabei sein.“ Dies war schon in der Satzung der Bank verankert worden: Eines der Kernziele sei „die Förderung und Erleichterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland, den übrigen europäischen Ländern und überseeischen Mächten“, heißt es dort. Zur Förderung gehörte es damals auch, die Abhängigkeit der Akteure von England zu verringern, das damals die Finanzwelt stark dominierte.
Knotenpunkt für den Überseehandel
In Bremen musste die Deutsche Bank also präsent sein, denn die Hansestadt war damals „einer der Knotenpunkte für den Überseehandel“, so Blomeyer. Kaffee, Wolle, Tabak und Baumwelle liefen vielfach über Bremen und der transatlantische Handel zählte – wie auch heute noch – zu den Stärken der hiesigen Wirtschaft. Die Deutsche Bank eröffnete unterdessen schon 1872 erste Zweigstellen in Schanghai (China) und Yokohama (Japan). „Man muss sich vorstellen, wie weit das damals entfernt war“, betont Blomeyer. „Dieses Tempo bei der Expansion würde man heute eine richtige Start-up-Mentalität nennen.“
Die Entwicklung des Unternehmens erinnert tatsächlich ein wenig an das Wachstum deutlich jüngerer Silicon-Valley-Giganten. Nach dem Start mit sieben Mitarbeitern in der Katharinenstraße dauerte es nur 20 Jahre, ehe die Deutsche Bank den repräsentativen Neubau am Domshof bezog, in dem sie noch heute residiert. „Dass man das in dieser kurzen Zeit entwickelt hat, zeigt, was das für eine stürmische Zeit war und dass wir mit den Themen für Bremen sehr richtig lagen“, so Blomeyer.
Diese Themen spielen auch heute noch eine zentrale Rolle: Außenwirtschaft und Logistik bleiben eines der wichtigsten Tätigkeitsfelder der Deutschen Bank in Bremen. Daneben betreibt die Bank längst auch ein breites Firmen- und Privatkundengeschäft. Meilensteine waren die Übernahme der Disconto-Gesellschaft im Jahr 1929 und 1959 das erstmalige Angebot von Konsumentenkrediten, gleichsam der Startschuss für das später so genannte Mengengeschäft. Während die Deutsche Bank in Bremen auf eine 150-jährige Geschichte zurückblickt, sind es in Bremerhaven genau 100 Jahre. Dort eröffnete die Bank ihre erste Filiale im Jahr 1921.
Gut durch die Pandemie gekommen
Mit ihrer Strategie hat die Deutsche Bank nach verschiedenen Kriegen und Weltwirtschaftskrisen auch die Corona-Pandemie gut überstanden. „Alle Geschäftsbereiche sind gut gerüstet in das Jubiläumsjahr 2021 gegangen“, teilt die Bank mit. „So konnte das Geschäft 2020 trotz der mit der Corona-Pandemie verbundenen Herausforderungen deutlich ausgebaut werden.“ Das Geschäftsvolumen – also die Summe aus Krediten, Einlagen und Depotvolumen – betrug zum 31. Dezember 2020 im Marktgebiet Bremen/Osnabrück insgesamt 8,6 Milliarden Euro und in Bremen 3,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr war das Geschäftsvolumen somit im Marktgebiet um 5 Prozent sowie in Bremen um 6 Prozent gestiegen. „Auch im laufenden Jahr setzt sich diese positive Entwicklung auf allen Geschäftsfeldern fort“, so Blomeyer. In ihrem Marktgebiet zwischen Weser und Ems betreut die Deutsche Bank aktuell knapp 200.000 Kunden, davon rund 64.000 in Bremen und Bremerhaven.
Buchveröffentlichung:
150 Jahre Deutsche Bank in Bremen
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums gibt die Historische Gesellschaft der Deutschen Bank das Buch „Fortschritt aus Tradition: 150 Jahre Deutsche Bank in Bremen“ heraus, das im Oktober im Schünemann-Verlag erschienen ist. Für Ludwig Blomeyer ist die Verbindung zwischen der Bank und dem Verlag ein Beispiel für die lange hanseatische Tradition beider Unternehmen: „Wir sehen es als Glücksfall an, das Haus Carl Ed. Schünemann als Verlag für unsere Chronik an unserer Seite zu haben. Dies umso mehr deshalb, weil die Zusammenarbeit zwischen Bank und Verlag weit zurückgeht, nämlich bis auf die ersten Tage unserer Bremer Filiale im Jahr 1871. Dieses Beispiel zeigt, wie Kontinuität und unternehmerischer Erfolg Hand in Hand gehen können, wenn man es versteht, sich immer wieder von neuem auf die Herausforderungen der Zeit zu fokussieren.“