Im März beschlossen die Landesverbände aus Bremen, Hamburg und Niedersachsen ihre Fusion zum norddeutschen Bankenverband. Sie trugen damit der bundesweit fortschreitenden Konsolidierung der Bankenlandschaft Rechnung. Der Standort Bremen erweist sich trotz des Trends zur Konzentration als interessanter Markt – besonders für die größeren Banken.
Die norddeutsche Bankenlandschaft bündelt ihre Kräfte: Mit der Fusion der Verbände aus Bremen, Hamburg und Niedersachsen reagiert die Branche auf den starken Rückgang eigenständiger Banken und ihrer Niederlassungen in den vergangenen beiden Jahrzehnten. Mit dem Zusammenschluss möchte der gemeinsame Verband auch mehr Gewicht im Bewusstsein der Politik gewinnen: „Die norddeutschen Länder haben in Berlin oft weniger Power als die Südländer, deswegen ist ein gemeinsames Auftreten erforderlich“, erklärt Heiko Braband, der bisher bereits als gemeinsamer Geschäftsführer für die drei Landesverbände tätig war und die Aufgabe nun auch für den Norddeutschen Bankenverband übernimmt. Dieser vertritt aktuell 59 private Banken mit rund 23.000 Mitarbeitern und bleibt Mitglied im Bundesverband deutscher Banken.
Braband, der sich selbst einen „Cuxhavener Jung“ nennt, war vor sechs Jahren aus Frankfurt in den Norden zurückgekehrt – unter anderem, um die Fusion vorzubereiten. „Als ich geholt wurde, konnte ich mich noch an den stolzen Bankenstandort Bremen erinnern“, sagt er. Auch die Hansestadt – ehemals noch mit einer eigenen Börse ausgestattet – wurde jedoch in der Zwischenzeit vom bundesweiten Trend zur Konzentration der Branche in größeren Einheiten erfasst. Das Resultat: Zwischen 2012 und 2021 sank die Zahl der privaten Banken in Bremen und Bremerhaven von 22 auf 14, während sich die Zahl der Beschäftigten von 1.465 auf rund 900 reduzierte. Die letzte eigenständige Privatbank mit Sitz in Bremen war die Greensill Bank, die allerdings im März dieses Jahres Insolvenz anmelden musste.
Braband nennt drei Hauptgründe für diesen Trend: Erstens hätten die großen Banken ihre Geschäfte in Frankfurt, München und Oldenburg zentralisiert oder Subzentren in Hamburg eingerichtet. Zweitens seien viele kleine Privatbanken verkauft worden, weil sie allein nicht mehr wettbewerbsfähig waren, oder sie hätten Insolvenz anmelden müssen. Drittens habe der Verkauf der Bremer Landesbank an die Nord/LB den Standort geschwächt, weil das Land nun keinen Einfluss mehr auf strategische Entscheidungen der Bank hat.
Neuzugänge in der Bremer Bankenlandschaft
Dass der Standort Bremen dennoch auch für Privatbanken interessant bleibt, haben die letzten Jahre gezeigt. Erstmals seit langem hat sich ihre Zahl nämlich wieder leicht erhöht: Im Januar dieses Jahres hat das Bankhaus Donner & Reuschel eine Privatkundenniederlassung neu in Bremen etabliert. Bereits ein Jahr zuvor erschien die Quirin Privatbank neu in der Hansestadt. Und auch eine der drei Großbanken hat ihre Präsenz im vergangenen Jahr ausgebaut: Neben der Deutschen Bank und der Commerzbank siedelte sich 2020 auch Unicredit – in Gestalt der Hypovereinsbank – wieder mit dem Firmenkundengeschäft vor Ort an, nachdem dieses aufgrund des Verkaufs des Bankhauses Neelmeyer einige Jahre abwesend gewesen war. „Dass eine der Großbanken neu in Bremen eröffnet, ist nicht selbstverständlich“, betont Braband. „Eigentlich wird überall geschlossen. Das spricht für den Wirtschaftsstandort.“
Die Rückkehr von Unicredit ist laut Braband ein gutes Zeichen für den Standort, denn die Bank erwarte natürlich, „dass man damit auch Geschäfte macht“. Es gebe eine Bremer Wirtschaft, „die man nicht unterschätzen sollte und die auch ins Umland ausstrahlt.“ Dazu zählten beispielsweise Zulieferbetriebe für die Automobilindustrie und den Flugzeugbau zwischen Verden und Oldenburg, aber der Einfluss reiche auch bis in seine Heimat Cuxhaven. Rund um das dortige Windkraftinvestment habe sich viel Neues entwickelt. „Das wird vom Standort Bremen aus von den drei Großbanken Deutsche Bank, Commerzbank und Unicredit mit gemanagt“, berichtet er. „Es ist wichtig, dass es hier eine Repräsentanz der drei großen Firmenkundenbanken gibt.“