Während die Elektrifizierung der Welt zunimmt, sinkt die Zahl der verfügbaren Fachkräfte. Das Traditionsunternehmen aus Woltmershausen öffnet sich daher immer wieder für neue Ideen.
Seit 100 Jahren floriert das Unternehmen Elektro Siemer am Stammsitz in Woltmershausen – eine Resilienz, die es direkt von seinem Gründer übernommen hat. Der Elektromeister Hermann Siemer wollte Anfang der 1920er Jahre die Lehrerstochter Sophie Budelmann heiraten, erhielt jedoch erst den Segen ihres Vaters, nachdem er zusätzlich studiert und das Ingenieurdiplom erworben hatte. Der Schwiegersohn durfte daraufhin das Erdgeschoss des Hauses Budelmann nutzen, das bis heute erhalten ist und mehrfach ausgebaut wurde. Auch das Unternehmen hat sich immer wieder den Herausforderungen gestellt und beschäftigt mittlerweile rund 50 Mitarbeitende.
Vom Privatkunden bis zur Luft- und Raumfahrt
Die Familie Siemer blickt mittlerweile auf viele bewegte Jahrzehnte zurück: Auf die Nachkriegszeit folgte der technologische Wandel in den 1970er bis 1990er Jahren, der ebenso aktiv mitgestaltet wurde wie aktuell die Digitalisierung und die Energieeffizienzoffensive. Besonders stolz ist das nach dem Umwelt- und Managementsystem EcoStep zertifizierte Unternehmen auf seine langjährigen Referenzen. Im traditionell stark vertretenen Kundenkreis aus der Industrie begleitet man beispielsweise die Firma Kellogg’s bereits seit den 60er Jahren. Genauso lange unterhält Elektro Siemer eine Außenstelle bei einem ortsansässigen Luft- und Raumfahrtunternehmen. Auch andere Unternehmen aus der Automobil,- Holz,- Metall- und Nahrungsmittelindustrie sowie Privatkunden nutzen die Kompetenz der Woltmershausener.
Im Laufe der Zeit wurde das Leistungsspektrum kontinuierlich erweitert: Kommunikationsanlagen, intelligente Gebäudetechnik, Sicherheits- und Datennetzwerktechnik sowie die Erneuerung von Zähleranlagen gehören heute zum Alltag des Teams. Auch die Montage und Einrichtung moderner Geschwindigkeitsmesstafeln in beruhigten Straßenzügen wird immer öfter beauftragt.
E-Mobilität erfordert neue Kompetenzen
Zwei relativ junge Geschäftsfelder könnten auch die nächste Generation noch lange beschäftigen: Die Errichtung von Ladeinfrastruktur und der Anschluss von Glasfaserleitungen. Schon bevor die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität installiert werden kann, muss geklärt werden, ob das Netz die voraussichtliche Belastung überhaupt aushält oder ob es verstärkt werden muss. Elektro Siemer wird oft damit beauftragt, entsprechende Lastgangsmessungen durchzuführen. Auch die Montage der Ladesäulen gehört zum Repertoire.
Bei neuen Glasfaseranschlüssen benötigen viele Endkunden eine umfassende Beratung. „Wir haben oft Kunden, die überhaupt nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen“, berichtet Siemer. Gerade ältere Menschen seien manchmal überfordert und auf die Hilfe der Elektriker angewiesen.
Diese Hilfe wird allerdings immer schwieriger zu bekommen, denn der Fachkräftemangel macht sich auch in dieser Branche zunehmend bemerkbar. Viele Schulabgänger streben ein Studium an – das Handwerk bleibt oft auf der Strecke. Um dem entgegenzuwirken, engagiert sich Elektro Siemer stark in der Nachwuchsförderung und bildet kontinuierlich sieben bis acht Auszubildende aus. Die nächste Generation der Unternehmensleitung ist unterdessen bereits gesichert: Die langjährigen Mitarbeiter Patrick Weigler und Matthias Jaschke wurden 2021 zu geschäftsführenden Gesellschaftern bestellt, während Marcel Siemer als Gesellschafter und Prokurist die Familientradition in vierter Generation fortführt.
Weitere Informationen:
elektro-siemer.de
Bild oben:
Die dritte und vierte Inhabergeneration: Geschäftsführer Jens Siemer und Sohn Marcel Siemer.
Foto: Elektro Siemer