Geballte Kompetenz für die Lösung von Materialproblemen

Im neuen Transferzentrum Matena werden Forschungsergebnisse marktreif gemacht: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen Erkenntnisse aus der Materialforschung gezielt in die Anwendung. Unternehmen profitieren von konkreten Technologien und können eigene Fragestellungen einbringen.

An der Universität Bremen und den angeschlossenen Forschungseinrichtungen arbeiten rund 1000 Personen, die sich auf materialwissenschaftliche Themen spezialisiert haben. Das akademische Renommee der Universität in diesem Feld ist entsprechend hoch, aber die Durchlässigkeit des geballten Wissens und Know-hows in die Wirtschaft und Gesellschaft könnte größer sein. „Diese 1000 Menschen bringen einen enormen Ideenreichtum mit“, betont Prof. Kurosch Rezwan, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Innovationszentrums Matena und Sprecher des Mapex Center for Materials and Processes an der Uni Bremen. „Diesen Fundus an Wissen und Kreativität wollen wir heben und in konkrete Innovationen überführen.“

Die Voraussetzungen dafür wurden im vergangenen Jahr geschaffen, als die Joachim Herz Stiftung insgesamt 30 Millionen Euro über zehn Jahre bereitstellte, um Matena aufzubauen. Bremen hatte sich mit dem Konzept unter 18 antragstellenden Universitäten durchgesetzt – mit einem klaren Votum der achtköpfigen Expertenjury. Neben den inhaltlichen Forschungsvorhaben beeindruckten die Jury auch das hochmotivierte Team und die innovative Transferstrategie der Uni Bremen.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Diese Transferstrategie gliedert sich in einen Push- und einen Pull-Ansatz. Im ersten Fall werden bestehende Innovationsideen aus der Wissenschaft aktiv in die Wirtschaft „gepusht“ – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Uni sowie Instituten wie IFAM, IWT, Fibre und BIAS können sich dafür bewerben. Im zweiten Fall nennen Unternehmen ihre Problemstellungen, woraufhin die Forscherinnen und Forscher sich auf die Suche nach Lösungen machen. Bei allen Vorhaben ist Nachhaltigkeit ein zentrales Kriterium.

Drei Pilotprojekte – die alle dem „Push“-Ansatz zuzurechnen sind – starteten offiziell am 1. Januar 2025. Erstens soll die Herstellung von Zink-Ionen-Batterien beschleunigt werden. Sie bieten eine sicherere, kostengünstigere und umweltfreundlichere Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien. Zweitens sollen Proteine für nachhaltige Futtermittel in der Aquakultur erzeugt werden. Sie sind zentral, um Fischmehl zu ersetzen und so die Überfischung natürlicher Bestände zu reduzieren. Drittens sollen neuartige Sensoren entwickelt werden, die eine sichere Speicherung und den verlässlichen Transport von Wasserstoff ermöglichen. Die hochempfindlichen Sensoren spüren undichte Stellen und Mikrorisse besonders schnell auf.

Das Auswahlverfahren für weitere Projekte, die 2026 starten sollen, läuft zurzeit. Gesucht werden Ideen nach dem Motto „high risk, high gain“ – das Risiko darf ruhig etwas höher sein, aber im Erfolgsfall muss das Vorhaben dann auch einen deutlichen Gewinn für Wirtschaft oder Gesellschaft darstellen. Matena sieht sich dabei als Ergänzung zu bestehenden Förderangeboten: Es geht darum, die Ergebnisse aus vielversprechenden Forschungsprojekten auf einen technologischen Reifegrad zu heben, der sie für Unternehmen interessant macht, denn genau in dieser Phase versanden viele gute Ideen aus Mangel an finanziellen Mitteln.

„Das heißt zum Beispiel, dass die Projekte im Laborversuch schon klappen, aber man möchte sie hochskalieren und einen Prototypen daraus machen“, erläutert Dr. Jan Wedemeier, kaufmännischer Geschäftsführer von Matena. Im Idealfall sind schon zu Beginn Industriepartner dabei, andernfalls werden sie bundesweit im Laufe des Vorhabens aktiv gesucht – besonders gerne im Land Bremen.

Unternehmen können „Challenges“ starten

Eine weitere Besonderheit sind die „Innovationschallenges“, mit denen Matena aktuelle Fragestellungen aus der Industrie aufgreifen möchte, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Das Angebot gilt für Unternehmen aller Größen und Branchen – das Spektrum reicht von Baumaterialien über Lebensmittel, Stahl oder Verpackungen bis hin zu Klebstoffen oder Batterien. „Jeder, der ein Material verwendet und es verbessern möchte, kann sich an uns wenden“, so Rezwan.

Für passende Challenges soll ein Preisgeld ausgeschrieben werden, das bei erfolgreicher Lösung des Problems gezahlt wird, beginnend im niedrigen fünfstelligen Bereich. „Unternehmen können sich überlegen: Was ist mir die Lösung des Problems wert?“, sagt Wedemeier. Die Fragestellung werde mit der Firma formuliert und dann an die Forschungscommunity gegeben. Das Geld sei dabei nicht entscheidend – „Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen vor allem interessante intellektuelle Herausforderungen.“

Welche Form die Verwertung der erfolgreichen Ideen haben wird, soll individuell entschieden werden. Unternehmen können sich an Patenten beteiligen, Lizenzen erwerben oder die Rechte auch gleich komplett kaufen. Matena strebt darüber hinaus die Gründung von Start-ups unter Beteiligung anderer Kapitalgeber an. Man befinde sich bereits im Austausch mit vielen Bremer Unternehmen und weiteren Akteuren wie der Bremer Aufbau-Bank und der Handelskammer, berichtet Wedemeier. Und Matena sei jederzeit offen für neue Kontakte: „Wir sind direkt ansprechbar“, betont er.

Kontakt:
matena@uni-bremen.de