Die Großes bewegt

Sie dürfte bundesweit die jüngste Frau sein, die ein Unternehmen in der Schwertransport-Branche führt: Vor einem guten Jahr hat Fenja Bierwirth ihr Start-up Feemax gegründet, das Genehmigungen, Begleitfahrzeuge und verkehrslenkende Maßnahmen für Windkraftanlagen, Baumaschinen und andere Schwerlasten organisiert.

Schon als Jugendliche wusste die heute 33-Jährige, dass sie später einmal ihre eigene Chefin sein würde. „Ich wollte schon immer unbedingt selbstständig sein und mein eigenes Ding machen“, erzählt sie. Aus dem ursprünglich geplanten Journalismus-Studium wurde nichts, weil in der Familie das Geld knapp war und ihre alleinerziehende Mutter sie finanziell nicht unterstützen konnte. So landete Fenja Bierwirth eher zufällig in einer Ausbildung zur Bürokauffrau – und das bei einem Unternehmen, das mit Schwerlastverkehren zu tun hatte.

Mehrere Jahre und einige berufliche Stationen später war für sie der richtige Zeitpunkt gekommen, den Traum von der Selbstständigkeit in die Tat umzusetzen. Dabei war die Entscheidung für die inhaltliche Ausrichtung schnell getroffen: „Ich habe ja in der Branche gelernt, und da habe ich mir gedacht: Ich mache einfach das, was ich kann.“ Zwei Jahre lang plante sie intensiv, erarbeitete einen Businessplan und holte sich Unterstützung beim Starthaus Bremen und bei der Bremer Aufbau-Bank (BAB). Im März 2024 erfolgte dann die offizielle Gründung.

Exponiert in einer männerdominierten Branche

Heute hat Fenja Bierwirth schon sieben Angestellte und einen kleinen Fuhrpark, der stetig wächst. Angesichts des Fachkräftemangels fehle vielen Logistikunternehmen das Personal, sich selbst um die erforderlichen Genehmigungen und Transportbegleitungen zu kümmern, berichtet sie. Dabei macht der Fachkräftemangel auch ihr selbst zu schaffen: „Wir könnten noch erfolgreicher sein und schneller wachsen, wenn ich mehr qualifizierte Mitarbeitende finden würde.“

Besondere Herausforderungen hatte die Unternehmerin im Rahmen der Gründung nach eigener Aussage nicht zu bewältigen. Außer die eine: „Ich hatte am Anfang extreme Existenzängste“, räumt sie ein. „Bei uns zu Hause gab es nie viel Geld, und wir hatten auch keine Unternehmer in der Familie. Ich habe tatsächlich nachts geträumt, ich würde am Werdersee unter der Brücke liegen.“ Halt fand sie in dieser Situation bei ebenfalls selbstständigen Freunden, die sie ermutigten und ihr klarmachten, dass sie in diesem Land niemals unter einer Brücke landen werde. Ihre Erkenntnis daraus: „Man braucht Leute im Umfeld, die an einen glauben und die idealerweise selbst ein Unternehmen führen und wissen, wovon sie reden.“

Dass sie als Frau in einer männerdominierten Branche an den Start gegangen ist, hat ihr keinerlei Nachteile gebracht, meint die 33-Jährige. Im Gegenteil. „Es hat mir eher geholfen, weil es in der Branche und in der Position außer mir in Deutschland keine weiteren jungen Frauen gibt.“ Sie bekomme von allen Seiten viel Unterstützung und habe den Eindruck, dass sie für ihren Mut geschätzt werde. Darüber hinaus sei schon mehrfach in den Medien über ihr Start-up berichtet worden. „Das hat mir als Bühne gedient, um meinen Laden bekannter zu machen. Diese Bühne hätte ich als Mann in der Form nicht bekommen.“

„Einfach machen!“

Auf die Frage, was Frauen besser können als Männer, lacht Fenja Bierwirth einmal laut und sagt dann: „Alles.“ Um dann etwas ernster zu ergänzen: „Wir sind ein bisschen emotionaler und sozialer, das hat Vor- und Nachteile. Aber grundsätzlich gibt es nichts, was wir nicht genauso gut können wie Männer.“ Darum ist der Gender-Pay-Gap in ihrem Unternehmen auch kein Thema, wie sie sagt. Sie selbst habe in ihrer beruflichen Karriere immer wieder erlebt, dass sie schlechter bezahlt worden sei als ihre männlichen Kollegen. Als Chefin handhabe sie das bewusst anders. „Ich würde nie darauf kommen, Unterschiede zu machen zwischen Männern und Frauen, Deutschen und Ausländern oder wem auch immer – das käme mir nicht annähernd in den Sinn.“

Anderen Frauen, die über den Schritt in die Selbstständigkeit nachdenken, rät die erfolgreiche Gründerin: „Einfach machen!“ Dabei sei es hilfreich, sich bei Bedarf kompetente Unterstützung ins Boot zu holen. Und was die Sache mit der Angst angeht, hat sie mittlerweile die beruhigende Erfahrung gemacht: „Wenn man die einmal überwunden hat, wird alles besser. Über seine eigenen Ängste zu gehen, bringt einen enorm weiter. Was ich seit der Gründung von Feemax erlebt habe, ist eine krasse Persönlichkeitsentwicklung.“

Weitere Informationen:
feemax.de