Januargesellschaft: Aktiv die Zukunft gestalten

Der scheidende Präses Eduard Dubbers-Albrecht richtete den Blick in seiner Rede vor der Januargesellschaft weniger zurück als auf die Zukunftsperspektiven. Er rief die Gäste der Traditionsveranstaltung am 13. Januar auf, „nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern aktiv dazu beizutragen, dass sich die Dinge zum Besseren wenden.“

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Präses Dubbers-Albrecht stellte in seiner Rede zunächst fest, dass sich die weltweite Lage gegenüber dem Vorjahr in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht kaum verbessert habe. Beispielhaft griff er die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA auf, weil sie den besonders exportabhängigen Standort Bremen massiv betreffe. „Die USA sind für Bremen mit der wichtigste Handelspartner“, betonte er. Trumps Drohungen und Forderungen werde am besten mit berechtigtem Selbstbewusstsein begegnet. „Wir müssen etwas zu bieten haben – und das haben wir als Europäer! Er muss merken, dass, wenn wir verlieren, er auch verliert. Und umgekehrt.“

In Deutschland sei der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit aktuell das zentrale Thema. Beispielhaft nannte der Präses die drohende Deindustrialisierung, die überbordende Bürokratie, die „Verbots- statt Chancenkultur“, die schwächelnde Bildung und die „Abkehr vom Leistungsgedanken“.

„Ich möchte den Blick nach vorne richten, indem wir uns auf die Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft zurückbesinnen“, so Dubbers-Albrecht. „Staat und Wirtschaft müssen wieder deutlich voneinander getrennt werden. Der Staat hat reichlich eigene Aufgaben wie Bildung, Infrastruktur, Verteidigung, Gesundheit, soziale Fürsorge. Er soll Regeln setzen, aber eben nicht lenken.“

Diese Forderung richtet der Präses insbesondere auch an den Bremer Senat. Dubbers-Albrecht kritisierte den Ausbildungsunterstützungsfonds noch einmal scharf und warnte vor dessen Auswirkungen in der betrieblichen Praxis sowie vor den Folgen für die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts. Kritisch befasste er sich auch mit der Bremer Bildungspolitik. Dieses Politikfeld, das nicht hinnehmbare Defizite aufweise, sei die Basis für ausbildungsfähige Jugendliche, für das Bremer Image und für das Gewinnen von Fachkräften von außerhalb.

Präses Dubbers-Albrecht rief die anwesenden Unternehmen und Unternehmer auf, selbst auf den öffentlichen Diskurs einzuwirken, um positive Veränderungen zu beschleunigen. „Denn die Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft sind notwendig, aber nicht hinreichend“, sagte er. Es gehe auch darum, das Bild des Unternehmers wieder ins richtige Licht zu rücken. Dem Unternehmertum würden oft Attribute wie Gier und Ausbeutung zugeschrieben. Das Gegenteil sei jedoch der Fall – es seien Werte wie Leistungsbereitschaft, Mut, Ausdauer, Kreativität, Verlässlichkeit, Vertrauen und Bürgersinn, die Unternehmerinnen und Unternehmer richtig beschreiben. „Nun aber verlange ich etwas von Ihnen: das Hinaustragen dieser Botschaft in die Gesellschaft. Also in die Unternehmen, in die Vereine, in die Clubs. Wohin auch immer.“

Die Januargesellschaft

Im Januar jedes Jahres treffen sich die Mitglieder der Wittwenkasse sowie der Statutenkasse und Konvent der Handelskammer zur historischen Januargesellschaft im Haus Schütting, dem traditionellen Jahresauftakt. Als eine der ältesten Tischgesellschaften der Welt geht der Brauch ursprünglich auf die „Große Kaufmannskost“ des Jahres 1549 zurück. Heute ist es eine Veranstaltung der 1774 gegründeten Wittwen- und Statutenkasse. Ihr ursprünglicher Zweck war einerseits die finanzielle Unterstützung Hinterbliebener von verstorbenen Plenarmitgliedern und andererseits die Finanzierung der Tischgesellschaften und anderer Veranstaltungen in der Handelskammer. Die Januargesellschaft wird ausschließlich aus den Erträgen der Statutenkasse und Konvent finanziert und nicht aus dem Budget der Handelskammer. Zahlende Mitglieder der Kasse sind die amtierenden und früheren Mitglieder des Plenums der Handelskammer sowie die Syndici der Kammer.