Wohnungsbau im Dienst der Stadtentwicklung

Knapp 43.000 Bestandswohnungen, 530 Mitarbeitende, ein Investitionsvolumen von 166 Millionen Euro allein im vergangenen Jahr: Das sind die nackten Zahlen. Dahinter stecken viele Geschichten – und ein großer Teil Stadtgeschichte. Die Gewoba feiert ihren 100. Geburtstag.

Gegründet als „Gemeinnützige Wohnungsbaugemeinschaft der Freien Gewerkschaften für Bremen und Umgegend“ am 10. Oktober 1924, war es von Anfang an das Ziel, die eklatante Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern und bezahlbaren Wohnraum für Angestellte und Arbeiterfamilien mit geringem Einkommen zur Verfügung zu stellen. Das erste Großprojekt war damals der „Gewerkschaftsblock“ in Gröpelingen: eine Anlage mit 250 Wohnungen, die zwischen 1924 und 1929 entstand und den Startschuss für den sozialen Wohnungsbau in Bremen darstellte. Heute ist die Gewoba, die seit 1997 als Aktiengesellschaft firmiert, die größte Vermieterin im Land Bremen.

Der Auftrag, „breite Schichten der Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum zu versorgen“, steht noch immer in der Satzung. Besonders groß war diese Aufgabe in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, als nach den verheerenden Bombenangriffen sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven eine nie gekannte Wohnungsnot herrschte. Von den damals insgesamt 2.912 Wohnungen des Unternehmens waren nach Kriegsende nur 71 unbeschädigt. Gewoba-Vorstand Dr. Christian Jaeger sieht daher in dieser Zeit einen der wichtigsten Meilensteine in der Unternehmensgeschichte: „Groß geworden ist die Gewoba durch ihren Beitrag zum Wiederaufbau Bremens in der Nachkriegszeit“, sagt er. „Besonders die Planung und der Bau der Neuen Vahr mit ihren rund 10.000 Wohnungen nach für damalige Verhältnisse modernsten Standards ist ein Highlight der Geschichte.“

Rückkauf von der Neuen Heimat für eine Mark

1954 stieg die gewerkschaftseigene „Neue Heimat Hamburg“ ins Unternehmen ein und übernahm die städtischen Anteile an der Gewoba, die 13 Jahre später in dem Konzern aufging und fortan den Namen „Neue Heimat Bremen“ trug – bis 1982 auch diese Ära endete. Damals wurde bekannt, dass die „Neue Heimat“ korrupt und hoch verschuldet war, was zur Teilung des Konzerns in regionale Gesellschaften führte. Für einen symbolischen Betrag von einer Mark ging die Wohnungsbaugesellschaft 1987 wieder als Gewoba in den Besitz Bremens über. Für Jaeger ein weiterer entscheidender Wendepunkt: „Zum großen Glück der Mieterinnen und Mieter, der Gewoba und auch der Städte Bremen und Bremerhaven hat damals das Land Bremen die Anteile übernommen und damit die Zukunft der Gewoba als sozial orientiertes Wohnungsunternehmen gesichert.“

Mit ihren 42.900 Mietwohnungen sei die Gewoba nah bei den Menschen und übernehme in den Wohnquartieren Verantwortung für das nachbarschaftliche Miteinander sowie für die soziale Infrastruktur, so der Vorstand. Zu den aktuell wichtigsten Herausforderungen zählt er die ambitionierte Klimaschutzstrategie, die das Unternehmen angesichts der Verschärfung der Klimaziele des Bremer Senats noch einmal neu ausgerichtet habe. „Klimaneutralität bis 2038 lautet das Ziel – und das ist bei Gebäuden, die überwiegend in den 1950er bis 1970er Jahren gebaut wurden, durchaus herausfordernd.“ Die seit zweieinhalb Jahren erschwerten Bedingungen wie gestiegenes Zinsniveau, Baukostensteigerungen und Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft machten das Ganze nicht leichter: „Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wir haben deshalb unsere strategische Ausrichtung justiert und Maßnahmen neu priorisiert.“

Jaeger zeigt sich optimistisch, dass die Gewoba auch in Zukunft ihren Auftrag, der seit hundert Jahren in der Satzung steht, erfüllen wird: „Wir werden dafür sorgen, dass man im Land Bremen in lebenswerten Quartieren bezahlbar und gut wohnen kann.“ Dabei werde es in den Quartieren und innerhalb des Unternehmens durchaus Veränderungen geben. „Denn die Gewoba ist auch heute, nach 100 Jahren, nur so erfolgreich, weil sie sich selbst und ihre Immobilien stetig weiterentwickelt hat.“

Bild oben:
Einmal im Jahr lädt die Gewoba zum Freiluftkonzert „Singende Balkone“ nach Osterholz-Tenever ein.
Foto: Gewoba